Suffizienz war das Thema unseres 5. Postkapitalistischen Stammtisches. Suffi, was? Natürlich hatten wir dazu für unsere Gäste einen kleinen Input vorbereitet. Doch bevor wir tiefer in das Thema eingestiegen sind, wollten wir von unserem Gastgeber, Torsten Pelikan, der uns in seinem Laden Globus Naturkost in Eberswalde sehr herzlich empfing und bewirtete, wissen, wie er zum Thema Postkapitalismus steht und was ihn generell bewegt. Tosten Pelikan hat noch während seines Studiums an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) den damals wesentlich kleineren Bioladen zusammen mit seiner Frau Heidi übernommen. Dabei war es ihm von Anfang an ein Anliegen, bewusst sozial und ökologisch zu agieren. Dem sind in unserem jetzigen Wirtschaftssystem gewisse Grenzen gesetzt, gibt er dabei unumwunden zu. Diese Erfahrung machen auch andere klima- und sozialbewegte Unternehmer*innen. Das jetzige System müsse man schon beherrschen, aber dabei das Ziel nicht aus den Augen verlieren, „dass wir von unserem gigantischen Fussabruck“ runter müssen. Torsten führte auch gleich schon in unser Thema Suffizienz ein, dann übernahm Kurt Hildebrand mit einem kleinen Impuls dazu.
„Suffizienz“ bezeichnet die Strategie des „Weniger“ (des Einsparens), aber auch des „Genug“ (als Reduktion von Armut). Das Genug beschreibt ein doppeltes Ziel: Erstens umschreibt es eine Situation, in der jeder Mensch Zugang zu ausreichend Ressourcen hat, um seine Grundbedürfnisse zu stillen, und zweitens sollen die Auswirkungen von Nachfrage und des Wirtschaftssystems die ökologischen Belastungsgrenzen nicht überschreiten. Um die Überschreitung der planetaren Belastungsgrenzen (incl. Biodiversität) zu stoppen und rückgängig zu machen, ist es notwendig, sowohl unsere Erdatmosphäre weniger mit Klimagasen zu vermüllen, als auch den Verbrauch von Rohstoffressourcen inkl. Energie, Wasser, Wald, Bodenqualität, Fläche und sonstige Bodenschätze zu verringern. Ausreichend kann das nur umgesetzt werden, wenn die Gesamtwirtschaft nicht mehr wächst, schon gar nicht exponentiell, wie das bisher der Fall ist. Was wachsen sollte, hängt von den Ungleichheiten, z. B. im Weltmaßstab ab, oder es betrifft die Sektoren Bildung und Wissenschaft.
Im Anschluss folgte eine sehr inspirierende Diskussion. Eine gewisse Hoffnungslosigkeit und Politikverdrossenheit ließ sich dabei nicht von der Hand weisen. Das Thema ist immer wieder auch das der Selbstermächtigung. Eines unserer Ziele, neben dem großen Ziel ein Umdenken bezüglich unserer Wirtschaftsweise auf politischer, unternehmerischer und gesellschaftlicher Ebene zu erreichen, ist ganz klar, den Menschen in unserer Umgebung auch Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie für dieses Ziel aktiv werden können und dass sich das lohnt. Wir sehen auch, dass unser demokratisches System korrumpiert ist, das ändert aber nichts daran, dass wir die Demokratie für das Mittel der Wahl zu höchst möglicher Gerechtigkeit sehen.
Es war insgesamt wieder eine sehr schöne und produktive Runde. Vielen Dank an unseren Gastgeber Torsten Pelikan, an unsere tollen Gäste und an unser Team der AG Degrowth, die diesen Stammtisch ermöglicht habten. Wir freuen uns auf den nächsten Stammtisch am 19.04.2023 bei dem es dieses Mal um das Thema „Niedrigschwellige Sanierung“ gehen wird.
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Eberswalder Stadtfraktion traff sich zu Mini-Klausur
Die Eberswalder Stadtfraktion der Grünen hat sich zu einer Mini-Klausur getroffen, um zu planen, wie die nächsten Wochen gestaltet werden sollen. Eine große Fraktionsklausur steht am 25. Januar 2025 an!…
Weiterlesen »
Zur Pressemitteilung von Herrn Kuffert (AfD) zur Unterkunft für Geflüchtete am Stadtsee in Eberswalde
„Wir sollten bei den Fakten bleiben!“ erklärt Karen Oehler, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Eberswalde zu den Aussagen von Roman Kuffert. „Fakt ist, bezahlbarer Wohnraum ist derzeit knapp in Eberswalde. Das war laut kommunaler Wohnungsmarktexpertise bis 2021 anders. Damals vermeldete die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft WHG noch Leerstand und mangelnde Nachfrage nach größeren Wohnungen. Mittlerweile ist der Bedarf gestiegen. Eberswalde gilt heute als attraktive Stadt. Die größte zuziehende Migrationsgruppe in diesem Jahr sind allerdings Berliner.“ …
Weiterlesen »
Neuer Kreisvorstand gewählt
Am 16. Oktober 2024 wählten die Mitglieder des Kreisverbands Barnim von Bündnis 90/Die Grünen auf ihrer Mitgliederversammlung in Bernau einen neuen Kreisvorstand.
Als neues Sprecherteam wurden Barbara Brecht-Hadraschek aus Bernau und Yannes Janert aus Ahrensfelde gewählt. Beisitzer:innen sind Rebecca Muralt aus Eberswalde, Erik Mautsch aus Oderberg, Olga Hildebrandt aus Wandlitz und Steffi Bernsee aus Bernau. Regina Satzer aus Panketal wurde erneut zur Schatzmeisterin bestimmt. Damit sind alle drei Regionalverbände der Barnimer Grünen (Ober-, Mittel- und Niederbarnim) im Kreisvorstand gut vertreten. …
Weiterlesen »