von Thomas Dyhr
Der “Alte Krug” hat schon länger einen schlechten Ruf. Als ich 1996 nach Schönow zog, war es noch eine Dorfkneipe, wie man sie sich vorstellt. Wo man auch als Normalo nach Feierabend ein Bier trinken und Leute treffen kann. Die Zeiten sind aber schon lange her. Seit einigen Jahren tritt die Kneipe immer wieder mal unangenehm als Veranstaltungsort für Skinhead-Konzerte in Erscheinung und bringt unser Dorf damit in Verruf.
Heute nachmittag nach dem Hundespaziergang wunderten wir uns schon über die viele Polizei, die den Ort an vielen Stellen besetzte. Abends kam der Anruf von Dagmar, dass sie auf unterwegs eine größere Gruppe “schwarz gekleideter Glatzköpfe” mit Polizeibegleitung hatte in Richtung Schönow laufen sehen und der “Alte Krug” sei abgesperrt. Folglich war zu schlussfolgern, dass dort mal wieder Nazis eine Veranstaltung machen.
Schnell wurde von Dagmars Mann Thomas und mir eine Telefonkette organisiert und binnen 20 Minuten waren wir zu elft – GRÜNE und Nicht-GRÜNE, die eine Mahnwache gegen die Naziumtriebe vor dem “Alten Krug” auf die Beine stellten.
Mit dem von seinen Kollegen herbeigerufenen Polizeiführer des Einsatzes wurde die Spontanversammlung zeitlich abgestimmt – die von uns als Versammlungsort gewünschte Wiese gegenüber dem “Alten Krug” wurde uns von der Polizei zugebilligt, und so bauten wir uns auf.
Mit unserem Banner aus der Aktion “Arme braune Würstchen” und einer grünen Fahne, die der Ralph trug.
Die augenscheinlich bereits angetrunkenen und vor dem “Alten Krug” herumpöbelnden jungen Männer und Frauen fühlten sich provoziert – riefen immer wieder zu uns rüber… schön – das war ja auch gewollt.
Wir wollten ihnen zeigen “Ihr seid hier unerwünscht”.
Um 20:45 Uhr gingen wir wieder – pünktlich wie mit der Polizei vereinbart – war auch gut so.
Die instrumental wirklich grottenschlecht gespielte Krawallmusik (Rock kann ich es nicht nennen – da habe ich andere Ansprüche…) war nur schwer zu ertragen.
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