Wir haben wieder unseren turnusmäßigen Bürgerstammtisch in „Leo´s Restauration“ in Zepernick abgehalten und uns diesmal sehr über die Resonanz gefreut.
Durch das Thema „Hospizarbeit“ angelockt sind viele Menschen erschienen, die das erste Mal den Stammtisch besuchten. Die Weinstube bei „Leo´s“ in der Gesamtheit war gut besetzt – es bleiben nur relativ wenige leere Stühle übrig.
Als Referenten hatten wir die Herren Butschkau und Brunner vom Hospiz „Drachenkopf“ in Eberswalde gewinnen können, die mit technischer Unterstützung einen interessanten Einblick in die Hospizarbeit gewährten und viele Fragen beantworteten.
Hierbei wurde deutlich, dass Hospizarbeit auch zum Großteil der Stützung von Angehörigen dienen muss. Viele pflegende Angehörige laufen buchstäblich „auf dem Zahnfleisch“. Es fehlt ihnen Unterstützung… und sei es auch nur, um sich mal wenige Stunden von dem Dauerstress einer Pflege erholen und Abschalten zu können.
Kein Mensch hält eine pausenlose Belastung, die eine Sterbebegleitung von Angehörigen und alle sich darum rankenden Probleme des Alltags und vielleicht auch damit verbundene Zukunftsängste mit sich bringen, aus.
Burnout ist wie wir hörten eines der häufigeren Probleme, welche bei pflegenden Angehörigen auftreten. Hier versucht das Hospiz mit seinen ehrenamtlichen Helfern Entlastung zu verschaffen.
Es kristallisierte sich auch diesmal wieder ein Problemfeld heraus, das bereits bei unserem Ausflug zum Hospiz in Lehnin zur Sprache kam – das Problem der Finanzierung.
Tatsächlich werden nur 90 % der Aufwendungen eines Hospizes vergütet. Der Rest muss durch Spendenmittel aufgebracht werden. Das Erwirtschaften von Gewinnen soll damit ausgeschlossen werden.
Ich frage mich dabei aber wirklich, was das für eine Form des Wirtschaftens sein soll, wenn die Arbeit von ehrenamtlichen Helfern und Spendenaquise die wirtschaftliche Grundlage einer so wichtigen Einrichtung sein soll. Gelingt keine ausreichende Spendenaquise soll der Betrieb eingestellt werden?
Vor allem ist es mir nicht klar, warum einerseits der Pharmaindustrie gigantische Gewinne zu Lasten der Allgemeinheit ermöglicht werden und kein Hahn danach kräht, und andererseits der unmittelbare humane Dienst am Menschen von Hause aus defizitär und auf Basis eines Ehrenamtes planen soll.
Tut mir leid – diese Logik erschließt sich mir nicht und schreit förmlich nach Änderungsbedarf.
Für die Spendenaquise veranstaltet der Förderverein des Eberswalder Hospizes zum Beispiel einen jährlichen Ball.
Wichtig war die Aussage von den Herren Butschkau und Brunner, dass die Inanspruchnahme der Hospizleistungen nicht von einer Mitgliedschaft in der Kirche abhängig ist, selbst wenn es ein kirchlicher Träger ist, der das Eberswalder Hospiz unterhält.
Im Zuge der Diskussion wurde aber auch eine Lücke in der sozialen Stützung von pflegenden Angehörigen sichtbar, der wir uns mal in der Folgezeit widmen und sie näher untersuchen sollten:
Wo ist die soziale Stützung von pflegenden Angehörigen, deren Pfleglinge noch nicht den Tod vor Augen haben?
Welche Angebote gibt es da? Gibt es überhaupt welche?
Kann man ggf. Synergieeffekte mit der Ausbildung von ehrenamtlichen Helfern des Hospizes erzielen?
Eventuell lässt sich auf diesem Gebiet etwas Positives bewirken.
Nach dem Vortragsteil kam es noch zum gemütlichen Teil des Abends mit vielen ausgesprochen netten Gesprächen, positivem Feedback auf die Veranstaltung und Interessebekundungen, auch zukünftig zum Stammtisch zu kommen.
Die Runde löste sich dann erst gegen Mitternacht auf. Uns als Veranstalter hat es gefreut. Die Arbeit mit der Organisation hat sich gelohnt!
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