Ausflug zum Schiffshebewerk Niederfinow und nach Oderberg

Anfang dieses Monats wurde durch einen Parteifreund aus Dahme-Spreewald aus einem Artikel aus der Fachzeitschrift BAUWELT zitiert, in dem darüber Klage geführt wurde, dass das im Bau befindliche neue Schiffshebewerk in Niederfinow (Landkreis Barnim) ohne Architektenwettbewerb geplant worden sei. Zitat:

„…Die Abbildungen des Neubaus zeigen einen ungeschlachten, bunkerähnlichen Industriebau im Stile einer 70er-Jahre-Schraubenfabrik mit angeschlossenem Hochregallager. Soviel lässt sich in jedem Falle sagen: Ein so (un-)gestalteter Neubau stört massiv das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten alten Hebewerks…“

„…Was bleibt, ist das Unbehagen, dass an prominenter Stelle und in unmittelbarer Nähe zu einem populären und bedeutenden Denkmal ein Großprojekt der Öffentlichen Hand ohne Architekten, ohne Architekturwettbewerb hochgezogen werden kann. Und zwar durch Akteure, die dem Bundesbauministerium unterstehen – demselben Ministerium, das in Sonntagsreden stets von „Baukultur“ sprechen lässt. (Benedikt Hotze).“

Karl-Dietrich Laffin und ich kamen in der letzten Vorstandssitzung überein, uns das mal vor Ort anzuschauen und diese Kritik auf ihren Gehalt und Relevanz für uns GRÜNE zu überprüfen. So nutzten wir den heutigen Samstag und fuhren dort hin.

Vor dem alten Schiffshebewerk gibt es eine Infobaracke, in der alles Wissenswerte zum Projekt, seiner Geschichte, Technik und Modelle dargestellt sind.

Bei Betrachtung der Modelle fand ich diese Architekturkritik nicht bestätigt. Das neue Schiffshebewerk wird größer sein, als das Alte – das ist angesichts der gestiegenen Anforderungen unvermeidbar. Auch das Alte Schiffshebewerk war schon alles Andere als zierlich.

Zusammen mit der in dem nebenstehend abgebildeten Modell (vor dem Neubau) erkennbaren historischen 5-Kammerschleuse, die in Resten auch noch erhalten ist, wird die geschichtliche Entwicklung für Besucher dargestellt.

Die drei technischen Bauwerke mit demselben Zweck aus drei Epochen nebeneinander vermittelten mir den Eindruck eines technischen Ensembles, dass den Fortschritt symbolisiert.

Ein kritisierte Verdecken des Denkmals durch den Neubau ist abhängig von der Richtung, aus der man kommt. Wir haben die landschaftlich schönere Variante aus Hohenfinow kommend gewählt – da steht das Denkmal vor dem Neubau.

Das Modell des neuen Schiffshebewerkes habe ich auch nicht als „ungeschlachten, bunkerähnlichen Industriebau im Stile einer 70er-Jahre-Schraubenfabrik mit angeschlossenem Hochregallager…“ empfunden.

Es ist ein sachlich gestaltetes technisches Gebäude, das seinen Zweck erfüllen soll, wie es die alte Anlage tat. Die Farbgestaltung empfand ich nicht als unangenehm.

Anschließend schauten wir uns noch die Baustelle an und das, was in dem zugänglichen Bereich von der alten 5-Kammer-Schleuse sichtbar ist.
Zum Großteil ist die alte Scheuse ja im abgesperrten Baustellenbereich gelegen.

Als Fazit dieses Ausflugs kamen wir beide zu dem Schluß, dass die geäußerte Kritik von Ergebnis her keine Substanz hat und das Projekt – so wie es ist – zu begrüßen ist. Es verspricht ein Besuchermagnet zu werden und so etwas kann diese Region als Wirtschaftsfaktor gut gebrauchen.

IDie Inanspruchnahme von Architekten, wenn man sie braucht, ist ok – wenn man sie nicht braucht, weil die fachliche Kompetenz vorhanden ist, dann sollte man im Sinne der sparsamen Haushaltsführung die vorhandenen Ressourcen nutzen.
Ich denke, dass es nicht vorrangige Aufgabe und Ziel des Handelns der öffentlichen Hand sein darf, einer Berufsgruppe um jeden Preis ihr Einkommen zu sichern.

Anschließend fuhren Karl-Dietrich Laffin und ich noch nach Oderberg, um uns dort die Hochwasserlage und die Situation mit den Hangabbrüchen mal vor Ort anzuschauen.

Die von uns besichtigten hohen Hänge mit deutlich sichtbaren Abbruchkanten dicht am bebauten Gebiet sehen schon bedrohlich aus und fragen nach Antworten. Besonders problematisch angesichts der haushalterischen Notlage dieser Stadt.
Hier werden wir uns Gedanken machen müssen.

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