In den letzten Jahren ist die Zahl der Fluginsekten in Teilen Deutschlands dramatisch zurückgegangen. In einigen Teilen Deutschlands sollen bereits bis zu 80% der Biomasse von Fluginsekten verloren gegangen sein.
Das führt zu dramatisch nachteiligen Auswirkungen auf ganze Nahrungsketten und infolge ausbleibender Bestäubung ist perspektivisch auch von empfindlichen Ernteeinbußen in der Landwirtschaft auszugehen.
Vor diesem Hintergrund besteht ein existenzielles öffentliches Interesse daran, dieser unguten Entwicklung entgegenzuwirken und Maßnahmen gegen das Insektensterben einzuleiten.
Unter den vermuteten vielfältigen Ursachen wird neben der Vergiftung der Tiere infolge vielfachem Einsatz von Pestiziden in Landwirtschaft und Gärten auch Nahrungsmangel benannt, weil Insekten in den gängigen Monokulturen der Landwirtschaft und „klinisch sauberen“ Gärten zu wenig blühende Wildkräuter finden, von denen sie sich ernähren können.
Hier befindet sich ein Ansatzpunkt für wirkungsvolles kommunales Handeln, weil das kommunale Straßenbegleitgrün Platz für Wildkräuter bietet. Die regelmäßige Mahd auf zweimal im Jahr und die zweite Jahreshälfte zu beschränken, lässt Frühlingsblühern unter den Wildkräutern zeitlichen Raum zum Blühen und Aussamen und bietet damit Insekten eine Nahrungsgrundlage. Als Nebeneffekt könnten sich zudem auch Kostenvorteile für die Stadt ergeben, weil nicht erbrachte Leistungen auch nichts kosten.
Die Fraktion Bündnis90-Grüne/ Piraten hat dazu einen Antrag zur kommenden Sitzung der SVV eingebracht, der das Thema in den Focus der öffentlichen Diskussion bringen und Verbesserungen herbeiführen soll.
Grundsätzlich ein interessanter Ansatz, allerdings fallen mir spontan drei Nachteile ein:
1. Es würden zuimindest bei der ersten Mahd (in der 2. Jahreshälfte) Mehraufwand und -kosten entstehen, weil das Mähgut nicht gemulcht und liegen gelassen werden kann, sondern aufwändig entsorgt werden muss. Desweiteren kann es in dieser Zeit zu Verholzungen bestimmter Pflanzen kommen.
2. Die Vermüllung der Strassenränder würde enorm zunehmen, auch wenn man das Absammeln im bisherigen Turnus fortsetzen würde. Ab einer bestimmten Höhe und Dichte der Vegetation lässt sich dies nur sehr schwierig bis kaum noch bewerkstelligen.
3. Bei bestimmten Arten der Vegetation kann es zu Beinträchtigungen der Sichtverhälnisse im Verkehrsraum kommen.
Ob der wirtschaftliche Vorteil unter Einbeziehung des damit verbundenen Mehraufwands immer noch gegeben wäre, müsste geprüft werden.
Man kann ja auch mal etwas tun, nur weil es richtig ist. Und das kann man auch tun, wenn es teurer ist. Wenn man das falsche nämlich immer tut, wird´s am Ende doch teurer. Also löst euch mal von einer Kostendiskussion, die hier eher nebensächlich sein sollte, und kommt auf den Hauptpunkt: Die Städte müssen die Fluginsekten retten, weil die unbiologische Landwirtschaft sie vergiftet.