Informationen zur AG Degrowth
Im Herbst 2022 haben wir uns erstmal in einer kleinen Runde zusammengefunden. Ausschlaggebend war ein Vortrag zum Thema Degrowth. Mit dem Vortrag ist die Idee eines „Postkapitalistischen Stammtisches” entstanden. Gleichzeitig ist uns die Dringlichkeit des Themas bewusst, sodass wir auch politisch aktiv werden wollen.
Uns eint der Gedanke, dass das Ziel des Pariser Abkommens, die Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf 1,5°C, mit dem bisherigen Wirtschaftsmodell nicht zu erreichen ist.
Postwachstum – Auf der Suche nach neuen Lebens- und Wirtschaftsweisen
Unter Degrowth oder Postwachstum verstehen wir eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die das Wohlergehen aller zum Ziel hat und die ökologischen Lebensgrundlagen erhält.
https://degrowth.info/de/degrowth-de
Unsere Industriegesellschaft ist ungerecht: Nicht nur der Verbrauch von Ressourcen ist global ungleich verteilt und ein großes Wohlstandsgefälle vorhanden, sondern wir riskieren durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise auch, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht werden befriedigen können. Bereits heute überschreitet die Menschheit die planetaren Grenzen. Wir von der AG Degrowth bezweifeln, dass unter dem Paradigma des Wirtschaftswachstums die Grenzen ökologischer Belastung und grundlegende intra- und intergenerationelle Gerechtigkeitsprinzipien eingehalten werden können.
Unter dem Leitbild „Postwachstumsgesellschaft“ suchen wir deshalb nach neuen Lebens- und Wirtschaftsweisen. In dieser neuen Gesellschaft sollen die ökologischen Belastungsgrenzen eingehalten werden, ohne dass Prinzipien sozialer Gerechtigkeit verletzt werden. Wirtschaftswachstum – gemessen im Bruttoinlandsprodukt (BIP) – soll keine gesellschaftliche Zielgröße mehr darstellen und soziale Gerechtigkeit und ökologische Verträglichkeit als grundlegende Prinzipien der Gesellschaft anerkannt werden. Dafür müssen zahlreiche Institutionen transformiert werden. Wir sind der Ansicht, dass dieser Prozess bottom up angestoßen werden muss und wir wollen dazu unseren Beitrag leisten.
Wir verstehen Postwachstum als Sammelbegriff für verschiedene Ansätze, Konzepte und Debatten, die sich mit alternativen und diversen Formen des Wirtschaftens sowie deren gesellschaftlichen Zusammenhängen befassen. Sie gehen dabei grundsätzlich über eine einseitige Fixierung auf das wirtschaftliche Wachstum hinaus. Postwachstum basiert auf einer Kritik an Wachstum als Ziel von Politik und Wirtschaft, an einer primär materiellen Wohlstandsdefinition und am Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Maßzahl für gesellschaftlichen Fortschritt.
Postwachstum bedeutet, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen in Richtung mehr sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und Wohlbefinden zu erreichen sowie gleichzeitig materielle, ressourcenzehrende Wachstumszwänge zu überwinden. Postwachstum ist nicht gleichzusetzen mit Rezession, Schrumpfungsprozessen oder sinkender Wirtschaftsleistung. Vielmehr vereint dieser Diskurs ablehnende Positionen zum paradigmatischen Glauben an Wachstum, also an illusorische Vorstellungen, dass die gegenwärtigen Produktionssysteme und Konsummuster zeitlich unbegrenzt und global wachsen könnten.
Beispiele
Bereits heute existieren zahlreiche Initiativen und Projekte, die sich als Teil einer Postwachstumsökonomie verstehen oder dazugezählt werden können. Sie sind oft Teil der Kreativwirtschaft, der Resilienz- sowie der Sharing-Ökonomie und heutzutage in fast allen Städten präsent.
Co-Working-Spaces, Hacker- und Maker-Spaces (offene Hightech-Werkstätten zum Selbermachen), sozial-ökologische Unternehmen, Repair Cafés, Tauschringe, solidarische Landwirtschaften oder urbane Gärten entstehen vielerorts als Gemeinschaften, die Arbeit an Gemeinwohl, Glück und einem sozial-ökologischen Gleichgewicht ausrichten.
Hierzu kann auch die Gemeinwohlökonomie (GWÖ) gezählt werden, einem innovativen, nachhaltigen Wirtschaftsmodell mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur.
Die Betreiber/innen verbinden bürgerschaftliches Engagement und postkapitalistische Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Hier werden nicht nur nützliche Dinge und Dienste hergestellt, sondern es wird auch einer Community Raum gegeben, die sich gegenseitig unterstützt und vertraut, die Wissen austauscht und gut vernetzt ist.
Mit dem Begriff Postwachstum können viele Initiativen assoziiert werden, die sich dadurch auszeichnen, dass sie weiterverwerten statt wegwerfen, gemeinschaftlich nutzen, teilen, schenken, leihen, regionale und alternative Wertkreisläufe schaffen, kooperativ und partizipativ organisiert sind.
Unsere Ziele
Wir wollen informieren und diskutieren. Wir wollen uns vernetzen!
Darüberhinaus wollen wir die folgenden politischen Ziele erreichen:
- ✅ Verankerung des Themas „Degrowth“ in unserem Kreisverband
- Gründung einer LAG Degrowth, die sich dem Thema auf Landesebene widmet
- Verankerung des Themas Degrowth im grünen Wahlprogramm zur Brandenburger Landtagswahl 2024. Dazu streben wir einen Antrag zur kommenden Landesdelegiertenkonferenz (✅) an.
- programmatische Verankerung des Themas auf Bundesebene
Mitmachen?
Ihr wollt euch mit dem Thema Degrowth beschäftigen und aktiv mitwirken? Kommt einfach zu unserem „Postkapitalistischen Stammtisch“. Er findet in der Regel einmal im Monat an unterschiedlichen Orten statt und steht allen interessierten Menschen offen. Die Termine werden wir hier und in unserem Telegram-Kanal veröffentlichen.
Außerem tauschen wir uns aktiv über eine Signal-Gruppe aus. Daneben gibt es einen E-Mail-Verteiler. Wendet euch dafür bitte an die Geschäftsstelle.
Termine
15.02.2023, 19 Uhr, in der Schmatzkammer – Thema: Wege aus der Ohnmacht – vom Reden ins Handeln kommen (zum Bericht)
15.03.2023, im Globus Naturkost Eberswalde (zum Bericht)
19.04.2023, im Rofin-Park zum Thema „Niedrigschwellige Sanierung“ (thematisch ausgefallen, da das Wetter nicht mitgespielt hat, wird nachgeholt)
10.05.2023, im Rofin-Park zum Thema „Suffizienz in der Praxis“
Berichte zu den bisherigen Stammtischen
4. Postkapitalistischer Stammtisch am 15.02.2023
5. Postkapitalistischer Stammtisch am 15.03.2023
6. Postkapitalistischer Stammtisch am 19.04.2023 (thematisch ausgefallen, da das Wetter nicht mitgespielt hat, wird nachgeholt)
Literatur-Tipps
Jason Hickel – Weniger ist mehr
Ulrike Herrmann – Das Ende des Kapitalismus
Maja Göpel – Unsere Welt neu denken
Maja Göpel – Wir können auch anders
Earth4All
Wachstum ohne Ende (ARTE Dokumentation)